Datenschutz In Der Schweiz

Aktu­el­le Situa­ti­on und Entwicklung

Daten­schutz in der Schweiz

Der Arti­kel ist schon etwas älter. Sei­dem ist eini­ges pas­siert. Wir über­ar­bei­ten den Arti­kel derzeit.

Über­blick in Stichpunkten

  • Schweiz passt die daten­schutz­recht­li­chen Rege­lun­gen an die Daten­schutz­grund­ver­ord­nung (DSGVO) an.
  • Für Unter­neh­men in der Schweiz gilt die DSGVO, wenn sie ihre Ange­bo­te an natür­li­che Per­so­nen inner­halb der EU rich­ten (vergl. Art. 3 DSGVO).
  • Schwei­zer Unter­neh­men müs­sen daher in abseh­ba­rer Zeit ihre Pro­zes­se usw. an den Daten­schutz­stan­dard der Euro­päi­schen Uni­on ange­pas­sen (z.B. durch Eta­blie­rung eines Daten­schutz­ma­nage­ment­sys­tems – DSMS).
  • Die not­wen­di­gen Anpas­sun­gen sind anspruchs­voll und umfang­reich. Es müs­sen z.B. Pro­zes­se zur Sicher­stel­lung der Erfül­lung der recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen (z.B. Aus­kunfts- und Infor­ma­ti­ons­pflich­ten bzw. ‑rech­te für Kun­den und Mit­ar­bei­ter) instal­liert werden.
  • Es sind umfang­rei­che Doku­men­ta­tio­nen und Prü­fun­gen bzw. Audits not­wen­dig (z.B. Ver­zeich­nis aller Ver­ar­bei­tungs­tä­tig­kei­ten, Daten­schutz­fol­gen­ab­schät­zung, tech­ni­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Maßnahmen).
  • Im Fal­le von Ver­stö­ßen kön­nen emp­find­li­che Buß­gel­der ver­hängt wer­den. Zudem sind Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen der betrof­fe­nen Per­so­nen mög­lich (vergl. Art. 82 DSGVO).
  • In Deutsch­land wird von Gerich­ten die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass Ver­stö­ße gegen daten­schutz­recht­li­che Vor­schrif­ten zugleich einen Ver­stoß gegen wett­be­werbs­recht­li­che Rege­lun­gen dar­stel­len (z.B. gegen das Gesetz gegen den unlau­te­ren Wett­be­werb – UWG) mit der Fol­ge, dass Unter­las­sungs­an­sprü­che, Aus­kunfts- und Scha­dens­er­satz­an­sprü­che des Wett­be­wer­bers von die­sem durch­ge­setzt wer­den kön­nen. Es bleibt abzu­war­ten, wie sich die Gerich­te in der Schweiz auf der Grund­la­ge des „Bun­des­ge­setz gegen den unlau­te­ren Wett­be­werb (UWG) vom 19. Dezem­ber 1986 (Stand am 1. Juli 2016) posi­tio­nie­ren. Ggf. muss hier auch der EUGH entscheiden.
  • Ein qua­li­fi­zier­ter Daten­schutz­be­auf­trag­ter über­nimmt die not­wen­di­gen Tätig­kei­ten der Anpas­sung. Er ist Ansprech­part­ner für das Unter­neh­men, die Mit­ar­bei­ter und Kun­den für alle daten­schutz­recht­li­chen Fra­gen. Soweit er zuge­las­se­ner und in der Schweiz pos­tu­la­ti­ons­be­rech­tig­ter Anwalt ist, kann und darf er indi­vi­du­ell bera­ten und Ver­hand­lun­gen mit Gerich­ten und Behör­den führen.

Details — Aktu­el­ler Stand der Rechtslage

In der Schweiz ist das Daten­schutz­recht der­zeit im Bun­des­ge­setz über den Daten­schutz (DSG) vom 19.06.1992 (zuletzt geän­dert am 01.03.2019) und der Ver­ord­nung zum Bun­des­ge­setz über den Daten­schutz vom 14. Juni 1993 (Stand am 16. Okto­ber 2012) geregelt.

Das Daten­schutz­recht in der Schweiz wird aktu­ell revi­diert und der in Euro­pa gel­ten­den Daten­schutz­grund­ver­ord­nung angepasst.

Die­ses ist not­wen­dig, damit die Schweiz den Sta­tus des „Siche­ren Dritt­lan­des“ behält (vergl. Ent­schei­dung der Kom­mis­si­on vom 26.07.2000, Akten­zei­chen 2000/518/EG). Nach Art. 45 Abs. 9 DSGVO gel­ten die­se sog. Ange­mes­sen­heits­be­schlüs­se (für die Schweiz seit 2000) solan­ge fort, bis sie nicht auf­ge­ho­ben oder geän­dert werden.

Der­zeit prüft die Kom­mis­si­on alle Ange­mes­sen­heits­be­schlüs­se, die in der Ver­gan­gen­heit ergan­gen sind (Andor­ra, Argen­ti­ni­en, Kana­da (nur kom­mer­zi­el­le Orga­ni­sa­tio­nen), Färö­er, Guern­sey, Isra­el, Isle of Man, Jer­sey, Neu­see­land, Schweiz, Uru­gu­ay und die USA (wenn der Emp­fän­ger dem Pri­va­cy Shield angehört).

Die Total­re­vi­si­on des DSG wur­de in zwei Tei­le auf­ge­spal­ten. Im ers­ten Schritt wur­den die Ände­run­gen behan­delt, die für die Über­nah­me des Schen­gen-Besitz­stands erfor­der­lich sind. Gestützt dar­auf wur­de das „Bun­des­ge­setz über die Umset­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680“ ver­ab­schie­det. Es ist am 1. März 2019 in Kraft getre­ten. Mit die­sem Bun­des­ge­setz wur­de das Schen­gen-Daten­schutz­ge­setz (SDSG) ein­ge­führt und ver­schie­de­ne Geset­ze, wel­che im Bereich der Schen­ge­ner Zusam­men­ar­beit in Straf­sa­chen anwend­bar sind, ange­passt (inter­na­tio­na­le Rechts­hil­fe in Straf­sa­chen, Bun­des­amt für Poli­zei (fed­pol), Bun­des­an­walt­schaft usw.). Es soll im Zuge der Total­re­vi­si­on des Daten­schutz­rech­tes wie­der auf­ge­ho­ben werden.

Mit dem SDSG wer­den u.a. fol­gen­de Neue­run­gen eingeführt:

  • gene­ti­sche und bio­me­tri­sche Daten, die eine Per­son ein­deu­tig iden­ti­fi­zie­ren, wer­den als beson­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten aufgeführt;
  • Rege­lun­gen Pro­fil­ing (vor­her „Per­sön­lich­keits­pro­fil“);
  • Daten­schutz durch Tech­nik und daten­schutz­freund­li­che Vor­ein­stel­lun­gen („pri­va­cy by design“ und „pri­va­cy by default“) sind als Grund­sät­ze verankert;
  • Rege­lun­gen zu auto­ma­ti­sier­ten Einzelentscheidung;
  • Durch­füh­rung von Daten­schutz-Fol­gen­ab­schät­zun­gen und Kon­sul­ta­ti­on des EDÖB;
  • Mel­dung von Daten­schutz­ver­let­zun­gen an den EDÖB;
  • Ver­fü­gun­gen und (vor­sorg­li­che) Maß­nah­men des EDÖB.

Die­se im SDSG ent­hal­te­nen Instru­men­te sind für die Total­re­vi­si­on des Daten­schutz­rechts in der Schweiz vor­ge­se­hen, die zur­zeit von den Räten behan­delt wird.

Zie­le der Totalrevision

Das neue Daten­schutz­recht wird sich an den Zie­len der DSGVO ori­en­tie­ren und auf dem DSG und dem SDSG auf­bau­en. Fol­gen­de Rege­lungs­ge­gen­stän­de wer­den ent­hal­ten sein:

  • Regeln zur zuläs­si­gen Ver­ar­bei­tung von per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten
  • Schutz von Grund­rech­ten und Grund­frei­hei­ten natür­li­cher Personen
  • Schutz der Per­sön­lich­keit der betrof­fe­nen natür­li­chen Per­son (Kun­de, Mit­ar­bei­ter, Ver­trags­part­ner usw.) vor wider­recht­li­cher oder unver­hält­nis­mä­ßi­ger Bear­bei­tung von Personendaten
  • Rege­lung der Ver­pflich­tung zur Bestel­lung eines Datenschutzbeauftragten
  • Ver­pflich­tung zur Aus- und Fort­bil­dung der mit der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten betrau­ten Beschäf­tig­ten zur Erhö­hung der daten­schutz­recht­li­chen Kompetenz
  • Sicher­stel­lung des Daten­schut­zes durch ange­mes­se­ne tech­ni­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Maßnahmen
  • Maß­nah­men und Buß­gel­der der Aufsichtsbehörden
  • Garan­tie der Rech­te der betrof­fe­nen Per­so­nen (z.B. Aus­kunft, Löschung, Datenübertragbarkeit)
  • Buß­gel­der und Stra­fen bei Ver­stö­ßen gegen daten­schutz­recht­li­che Bestimmungen

Unse­re Empfehlung

Wir emp­feh­len daher drin­gend die Umset­zung der daten­schutz­recht­li­chen Stan­dards der DSGVO, um ange­mes­se­ne und siche­rer unter­neh­me­ri­sche Pro­zes­se zu eta­blie­ren und Pöna­li­sie­run­gen zu vermeiden.